Text auf dem Blog der Opelvillen Rüsselsheim

Das „Labor“ – dem Namen nach ein Ort zum Tüfteln sowie zur Reflektion von Effizienz und Optimierung – bietet scheinbar den idealen Rahmen für Paul Schuseils aktuelles Arbeiten.

Menschen umgebende schützende, stützende Orthesen, Prothesen und Exoskelette physischer, psychischer und soziologischer Art bilden dabei die Interessensgrundlage. Es entstehen Konstruktionen aus diversen Materialien, die an den Körper angepasst werden und in der Fiktion den Nutzer in Handlungen perfekt unterstützen. Der Rezipient wird am Ende jedoch nicht zum Nutzer, sondern betrachtet autonome Gebilde zwischen Figur und Gerätschaft.

Der 1989 in Speyer geborene Paul Schuseil studierte an der Kunsthochschule Mainz bei Martin Schwenk und studiert seit 2016 an der Kunstakademie Düsseldorf bei Thomas Grünfeld. Er nutzt das Labor von Mitte Dezember bis Mitte Februar als Gastatelier.

Zur Ausstellung „A Space Orthese“ 17.2.2019 im Labor

Gerahmt vom Skelett des Begleitextes zur Ausstellung, sind mehrere Arbeiten der Serie „Hilfen“, sowie die Spanplattenzeichnung „Rudi the noseless 1.0“ zu sehen.  Auf dieser wurden alle Rudimente, also im Laufe der Evolution funktionsarm/-los gewordenen Teile des menschlichen Körpers zu einem Objekt kombiniert. In der aktuellen Präsentationsweise sind die 6 Platten einzeln gestellt und die Kombination wieder aufgehoben.  Im Gegensatz zur Funktionslosigkeit der Rudimente wollen die „Sehnsuchtshilfe“, „Verzweiflungshilfe“, „Pose no. 23 (Das Schild)“ und „Der zarte Kommunist“ durch ihre pure Funktionalität den schwachen Menschen unterstützen. Im Labor entstanden ist die zentrale Figur „Pietà duepuntozero“, eine rippenartige Orthesenadaption des kunstgeschichtlichen Klassikers der Leidenden Maria von Michelangelo.

Zum Titel führte ein Wortspiel mit falschem Englisch (eigentlich orthosis), die teilweise futuristische Optik der Figuren, die Tatsache dass Orthesen im Raum gezeigt werden,  selbst wiederum einen Raum definieren und Räume uns insgesamt schützen und auch formen.